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Wir leben aktuell in einem schnelllebigen Zeitalter, wo durch Narzissmus die gesellschaftliche Grundregel zum Umgang mit subjektiv empfundenen Minderwertigkeiten oft zu lauten scheint: sich um jeden Preis Aufmerksamkeit und Anerkennung durch andere verschaffen zu müssen, möglichst Höchstleistungen zu erbringen, aber auch dann im Mittelpunkt stehen zu wollen, wenn es dafür keinen Anlass gibt. Diese Situationen werden häufig deshalb hervorgerufen, weil Leistungs- und Konkurrenzhandeln eine Vermeidungsstrategie darstellt, mittels der die notwendige Auseinandersetzung mit dem instabilen Selbst der agierenden Personen verhindert wird.
Narzisstische Führungspersonen können in Unternehmen und Institutionen hohe Kosten verursachen. Übermäßiges Vertrauen in die eigene Kompetenz und die Fantasie über die eigene Großartigkeit fördern Fehlurteile und anschließende Fehlentscheidungen. Solche Verhaltensweisen haben möglicherweise auch zu einem gewissen Teil zur globalen Finanzkrise im Jahr 2008 beigetragen. Ein durch antisoziale, paranoide und aggressive Züge geprägter Führungsstil wird oft von narzisstischen Personen in der Position des Vorgesetzten gepflegt. Er führt in der Regel dazu, dass sich Mitarbeiter*innen abgewertet und kontrolliert fühlen. Durch das Fehlen von Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse anderer wird weiter bewirkt, dass beim Personal vermehrt Stadien innerer Kündigung und hohe Fluktuation auftreten. So schaden narzisstische Führungspersonen, unbewusst, und nicht in ihrer persönlichen Wahrnehmung, sowohl der eigenen Organisation als auch dem gesamten Unternehmen.
Fazit: Narzissmus ist individuellund gesamtgesellschaftlichmithohen Kosten verbunden.
Narzisstische Menschen befinden sich in einem Gefühlszustand chronischer Unzufriedenheit, der aus einem negativen Selbstkonzept gespeist wird. Zur Beherrschung und Regulierung dieses Zustands aus Unzufriedenheit und Minderwertigkeit wird Leistungshandeln eingesetzt. Das Problem dabei ist, dass sich das zugrunde liegende negative Selbstschema dadurch nicht verändert. Im Gegenteil, es stabilisiert sich durch das Leistungshandeln. Das Leistungshandeln stellt in diesem Fall eine Vermeidungsstrategie dar, die im Prinzip dazu eingesetzt wird, um den unangenehmen Zustand des Gefühls der Minderwertigkeit zu beenden. Diese Minderwertigkeitsgefühle können wiederum durch Anerkennung und positives Feedback nach einer erbrachten Leistung nur vorübergehend reduziert werden. Ähnlich zum Vermeidungsverhalten bei Ängsten, mit dem die Betroffenen versuchen die zugehörigen auslösenden Reize beziehungsweise bedrohlichen Situationen zu umgehen. Dies verhilft zwar kurzfristig die Angstzustände zu reduzieren, trägt jedoch langfristig zur Stabilisierung der Situation bei. Narzissten streben, im Vergleich dazu, danach ihre negativen Gefühlszustände durch ein ständig gesteigertes Leistungsverhalten zu regulieren.
Vergleich mit Zitaten von (Extrem-)Alpinisten zu dieser Thematik:
(aus „Zwischen Flow und Narzissmus: Die Psychologie des Bergsteigens“)
(…) «Wenn man vor Ehrgeizsterben könnte, wärst du schon lange tot. Wir sollten unsbesser um das kümmern, was am Bergsteigen wirklich schönund wichtig ist.» Schlagartig wurdemir klar, dass er recht hatte.
(…) Essind also frühe Erfahrungen wie Abgewiesen werden undLeistungsdruck, die Männer zu extremen Bergsteigern werdenlassen. Bergsteigend kann man ebenso gut von sich weglaufen,wie man zu sich hinfinden kann.
(…) Denn dort – bei ihremKampf gegen die Drachen – können sie esvermeiden, mit Aufgaben und Pflichten des normalen Lebenskonfrontiert zu werden, denen sie sich nicht gewachsen fühlen.
(…) Als ich auf dem höchstenGipfel stand, den ich jemals bestiegen habe, verflüchtigtesich der Erfolg. Wie schon viele Menschen vor mirerkannte ich, dass uns das Ziel in jenem Augenblickabhandenkommt, in dem wir glauben, es erreicht zu haben. DerErfolg ist hohl.
Fazit: Wie jede Vermeidungsstrategie trägt auch das Leistungshandeln nicht zur Lösung des Problems bei, sondern verstärkt dieses langfristig gesehen.
Flow-Erleben und Achtsamkeit sollten als wichtige Aspekte in der Unternehmensführung Beachtung finden. Diese Erfahrungen sind für die psychische und physische Gesundheit sowie die persönliche Entwicklung wesentlich wertvoller als ein durch Leistungshandeln kurzfristig erzielbarer „Kick“. Genauso stellen Flow und Achtsamkeit für jene Bergsteiger*innen, die sich nicht zwanghaft an immer extremeren Routen orientieren, einen förderlichen Zustand dar, um langfristig erfolgreich in den Bergen unterwegs sein zu können.
Malte Roeper, ein deutscher Autor und Kletterer, der zahlreiche Texte zum Thema Bergsteigen veröffentlicht hat, beschreibt in einem solchen das Flow-Erleben folgendermaßen: „Beim Eumeln (eine Umschreibung für Free-Solo-Klettern) wurde es besonders deutlich. In den meisten Fällen wussten wir ja genau, was wir taten. Dein Leben hing an deinen Fingerspitzen, und das Verrückte war: Dort war es verdammt gut aufgehoben. Nein, ich fiel da nicht runter, ich würde leben. Diese Verantwortung für sich selbst war eine begehrenswerte Sache, denn sie gab einem Macht über das eigene Schicksal.“
Fazit: Die wissenschaftliche Forschung führt Achtsamkeit als ein gut geeignetes Mittel zur
Stressbewältigung
an. Entsprechende Ausbildungsinhalte dazu werden heute in unterschiedlichen präventiven und therapeutischen Programmen zur
Gesundheitsförderung
angeboten.
Beim (Extrem-)Bergsteigen dreht sich häufig alles um die schnellsten, direktesten oder extremsten Routen. Diese Philosophie eignet sich nur beschränkt als Modell für andere Lebensbereiche. Derartige Einstellungen im Alpinismus, zu Zielen, Motivation und dem Umgang mit Risiken oder Hindernissen, können wenig zur Lösung wirtschaftlicher oder politischer Problemstellungen beitragen. Wenn die Motive und Strategien aus dem (Extrem-)Alpinismus für Führungskräfte oder Politiker*innen als Vorlagen zur Umsetzung im Unternehmen dienen sollen, so stellt sich das als nutzlos bis gefährlich dar und hätte negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das Leben der davon betroffenen Menschen.
Andy Kirkpatrick, ein britischer Bergsteiger, über seine Vorträge in Unternehmen: „Man hatte mich angewiesen, irgendwas Motivierendes zu machen, und ich hatte mir den Kopf zerbrochen, wie man einen guten Firmenvortrag hält, über Leadership, Teambuilding und den ganzen „Zielorientierungs-Käse“, den sich Kletterer nach getaner Sache so ausdenken. Aber in Wirklichkeit geht es um Gier, Ehrgeiz, Selbstsucht und wie man es seinen Kumpels zeigt.“
Fazit: Wenn Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik einen neuen Stil einfordern, wo
Fortschritt und Entwicklung sich an
innovativen Kriterien ausrichten, eignen sich die Strategien des (Extrem-)Bergsteigens kaum als Orientierung. Im Gegenteil, für eine nachhaltigere und humanere Entwicklung, geht es um Themen wie
Achtsamkeit, Empathie, Solidarität und adäquate Kommunikationsformen.
Quelle / Reference:
Manfred Ruoß, Zwischen Flow und Narzissmus, Die Psychologie des Bergsteigens
Gerald Kohl Consulting
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